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Wie läuft die Behandlung für mich ab?

Was passiert bei der Behandlung?

Bei einer Aplastischen Anämie ist das Immunsystem oft überaktiv und schadet der Bildung wichtiger Blutzellen im eigenen Körper. Wenn Teile des Immunsystems durch Medikamente gezielt unterdrückt werden, kann sich das Knochenmark erholen und wieder besser zur Bildung von Blutzellen beitragen. Die dafür verantwortlichen Medikamente heißen auch Immunsuppressiva.

Es kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Die klassische immunsuppressive Therapie (IST) besteht aus der Antithymoglobulin (ATG)-Therapie mit Ciclosporin A. Zusätzlich wird in der Regel Eltrombopag hinzugenommen, das eventuell erst bei der Krankenkasse beantragt werden muss.

Antithymoglobulin (ATG)

Dieses Medikament besteht aus Antikörpern, die die sogenannten T-Zellen (eine Art weißes Blutkörperchen) erkennen und entfernen. Dadurch können die T-Zellen nicht mehr die eigenen Stammzellen angreifen und die Blutbildung behindern.

Antithymoglobulin (ATG) wird dadurch gewonnen, dass menschliche T-Zellen in Pferde oder seltener Kaninchen injiziert werden. Durch diese Injektion (oder Immunisierung) produziert das Immunsystem der Tiere Antikörper Antikörper sind Eiweiße, die im Blut zirkulieren. Sie werden von Immunzellen gebildet, um Krankheitserreger und Fremdstoffe abzuwehren. Antikörper können weitere Abwehrzellen anlocken und Erreger unschädlich machen.gegen die menschlichen Zellen. Diese Antikörper werden anschließend gesammelt und gereinigt, um das ATG-Medikament herzustellen. Die ATG-Herstellung ist für Tiere ungefährlich.

ATG ist ein Eiweiß. Als Tablette würde es im Magen durch Enzyme zersetzt werden und so seine Wirkung verlieren. Deshalb wird es als Infusion in der Klinik gegeben. Über die Vene gelangt es unbeschädigt in den Blutkreislauf.

Ciclosporin A (CsA)

Auch dieser Wirkstoff hemmt die Aktivität von T-Zellen.

Ciclosporin A ist ein natürlich vorkommender Wirkstoff, der aus Pilzen gewonnen wird.

Eltrombopag

Eltrombopag regt die Bildung von Blutplättchen im Knochenmark an. Blutplättchen erfüllen wichtige Aufgaben bei der Blutgerinnung.

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Sie darüber beraten, welche Medikamentenkombination für Sie am besten geeignet ist.

Wo findet die Behandlung statt?

ATG wird als Infusion in einer Klinik verabreicht. Die anderen Medikamente (Ciclosporin A und/oder Eltrombopag) sind Tabletten, die Sie mit nach Hause bekommen und täglich selbst einnehmen.

Wie lange dauert die Behandlung?

ATG wird in der Regel über etwa 4 Tage hinweg im Rahmen eines 1-wöchigen Klinikaufenthalts verabreicht. Die anderen Medikamente (Ciclosporin A und/oder Eltrombopag) werden über mehrere Monate täglich eingenommen. Es dauert etwa 3 bis 4 Monate, bis die Wirkung der Medikamente im Blutbild sichtbar ist.

Während und nach dieser Behandlungszeit sind regelmäßige Untersuchen nötig, um zu überprüfen, wie gut Ihr Körper auf die Behandlung anspricht. Je nachdem passt Ihr Behandlungsteam in dieser Zeit möglicherweise auch die Dosis der Medikamente an. Das kann auch in der niedergelassenen Hämatologiepraxis in Ihrer Nähe erfolgen.

Wie oft ist die Behandlung nötig?

In der Regel ist die immunsuppressive Behandlung nur einmal bzw. über einen Zeitraum hinweg nötig. Bei fehlendem Ansprechen auf die Medikamente kann eine Wiederholung erwogen werden. Wie gut Sie auf die Medikamente ansprechen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Ihrem Alter. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Sie dazu beraten.

Kann ich die Behandlung wechseln oder abbrechen?

Grundsätzlich haben Sie die Möglichkeit, die Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten abzubrechen. Sie sollten die Medikamente aber nicht eigenständig absetzen. Wenn Sie Ihre Behandlung beenden möchten, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihre Bedenken und Wünsche. Gemeinsam können Sie dann die weiteren Möglichkeiten besprechen.

Manchmal muss die Behandlung pausiert oder ganz beendet werden, beispielsweise wenn Sie ein Medikament nicht vertragen oder das Medikament nicht wirkt.

Wenn die Behandlung mit Medikamenten nicht ausreichend wirkt und sich Ihr Blutbild nicht verbessert, kann die Behandlung wiederholt werden. Unter Umständen, und wenn Ihr Gesundheitszustand es zulässt, können Sie sich auch später noch dafür entscheiden, eine Stammzelltransplantation zu machen.



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Info und Disclaimer

Die Entscheidungshilfe soll das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt nicht ersetzen. Sie unterstützt Sie aber bei der Vorbereitung auf das ärztliche Gespräch. Trotz größter Sorgfalt bei der Erstellung können wir jedoch nicht ausschließen, dass sie Fehler enthält. Weitere Informationen finden Sie hier.

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